Alemannia ist menschlisch
so kamen auch Willi und Erik im DSF rüber und wie die Alemannia aus Aachen verkündet: "Es gibt Tage, die man erlebt und sofort weiß, dass man von ihnen irgendwann einmal seinen Enkeln erzählen wird. Der Ostermontag 2006 auf dem Aachener Tivoli wird sicherlich als solcher in den Köpfen der meisten Fans haften bleiben." und so schreibt die Süddeutsche Zeitung (SZ) begeisternd über die Öcher Alemannia... "Alemannia Aachen ist wieder erstklassig Oche Alaaf!
Der Verein hat eine wechselvolle Geschichte. Das liegt daran, dass die Mannschaft mal spielt, als ob sie den Fußball erfunden hat - und mal, als ob sie vergessen habe, was ein Ball und 22 Männer auf grünem Rasen eigentlich tun sollen. Nur die Fans, die sind immer ehrfürchtig in den Tivoli gepilgert: Ein Stadion, das seine Besucher nicht reiht, sondern stapelt. ...
Dass die Aachener jetzt wieder oben sind, liegt daran, dass sie längst oben hätten sein müssen. Viermal war die Mannschaft in der Vergangenheit knapp am Aufstieg gescheitert. Ja, sie stand schon im Ruf, gar nicht wirklich aufsteigen zu wollen. Das gilt nun nicht mehr. „Nach 36 Jahren Diaspora sehen wir jetzt wieder das Licht“, sagt Präsident Horst Heinrichs. „Jetzt können wir uns endlich wieder mit den Größten messen.“
Das sollen sie auch. Denn immerhin ist Aachen – wie auch St. Pauli schon – „Weltpokalsiegerbesieger.“ Die Öcher – wie man sich in der Kaiserstadt selbst nennt – haben 2004 die Bayern aus dem DFB-Pokal geschossen und konnten damals erst im Finale von Werder Bremen gestoppt werden.
Wo haben die Öcher die Bayern geschlagen? Natürlich auf dem Tivoli. Das ist jenes viel zu kleine Heimstadion an der Krefelder Straße, das trotz allen Fünfziger-Jahre-Charmes seine Besucher nicht reiht, sondern stapelt. ... Vor allem aber kam Erik Meijer. Zwar steht Aachen – vor allem wegen des knappen Geldes – seit langem schon im Ruf, eine Talentfindungsfabrik zu sein: Nationalspieler Torsten Frings etwa wurde hier entdeckt. Doch mit dem 2003 dazu gestoßenen, mittlerweile 36-jährigen Urgestein Meijer aus dem holländischen Meerssen, ein Mann, der schon beim Hamburger SV, dem FC Liverpool, Bayer Leverkusen und dem PSV Eindhoven gespielt hat, wandelte sich der Karnevalsverein zur Kampftruppe.
Meijer ist Moral am Ball. Er hat in Aachen seine Bestimmung gefunden, ein Fußballgreis, der sich, man möchte sagen: kollegial, mit seinem Trainer Hecking über Strategie und Aufstellung der Mannschaft berät. Wenn Meijer gut drauf ist, spielt er herzergreifend, wenn nicht, stellt er sich selbst nicht auf. Wenn´s dann aber doch brenzlig wird, lässt er sich einwechseln, um die nötigen Tore vorzubereiten oder selbst zu schießen. ...
Verortet man die Öcher im neuen Bundesliga-Umfeld, dann stehen sie irgendwo zwischen Mainz und Mitaufsteiger Bochum. Mit Mainz teilen sie das Karnevaleske. Karneval heißt hier Fastelovend und der Ruf lautet: Oche Alaaf! Es gibt einerseits überraschend gute Leistungen, zu denen sie unerwartet fähig sind. Und es gibt aber auch den Dauerflirt mit dem Abgrund.
Denn Aachen kann so und so spielen – aber kaum mittelmäßig. Legendär etwa ist, dass es die Aachener vor 36 Jahren geschafft haben, als Vizemeister aus der 1. Liga abzusteigen. Insofern ist der Verein sich treu geblieben: Man darf auf hohes Überraschungspotential gespannt sein. ... Der Verein hat sich den Aufstieg redlich verdient."
Die Welt schreibt: "... Meijer: Wir haben bundesweit durch das Erreichen des Pokalfinals 2004 und unsere folgenden Auftritte im Uefa-Cup Sympathien gewonnen. In Europa haben wir ja eine richtige Serie hingelegt, das hat Eindruck gemacht. Wir bekommen immer mehr Fanpost aus dem ganzen Land, auswärts sieht man immer mehr schwarz-gelbe Schals. Auch bei den Spielern aus anderen Mannschaften ist der Respekt gewachsen, sehr viele gönnen uns den Aufstieg.
Welt: Worauf kann sich die Bundesliga freuen?
Meijer: Wir bringen der Bundesliga den Fußball zurück, wie er früher einmal war und wie ihn sich viele wünschen. Die meisten Anhänger und auch die meisten Spieler mögen den englischen Fußball. Sie mögen, wie es dort zur Sache geht, die Nähe der Fans und die fantastische Stimmung in den Stadien. Der Tivoli ist ein englisches Stadion auf deutschem Boden. Man kann den Rasen riechen, die Spieler fast anfassen und bekommt für nur acht Euro einen unüberdachten Stehplatz hinter dem Tor. Für jeden Fußballfan ist ein Spiel auf dem Tivoli ein Leckerbissen.
Welt: Auch für die Gegner sind die Spiele in dem 1928 errichteten Stadion ein Erlebnis der besonderen Art. Selbst die Bayern haben 2004 bei Ihnen im DFB-Pokal verloren. ... Welt: Die Alemannia plant mit nur 20 Millionen Euro.
Meijer: Wir haben sehr beschränkte finanzielle Mittel, also müssen wir unsere Stärke aus anderen Bereichen ziehen. Einer ist der Zusammenhalt in der Mannschaft, wir sind eine echte Einheit.
Welt: Die auch aus Gescheiterten besteht. Viele Leistungsträger wie Ebbers, Pinto oder Schlaudraff sind bei ihren ersten Bundesligaengagements durchgefallen.
Meijer: Richtig, wir haben einige Jungs aufgefangen, die es bei ihren Vereinen nicht geschafft haben. Sie werden es aber jetzt tun, weil sie reifer und stärker sind als damals. Sie sind gewachsen, weil Trainer Dieter Hecking und Manager Jörg Schmadtke ihnen das Vertrauen geschenkt haben. Ihnen gilt viel Dank.
Welt: Hecking hätte Sie gern auch in der Bundesliga noch als Spieler. Sie können doch jetzt nach dem Aufstieg nicht allen Ernstes aufhören.
Meijer: Das kann ich sehr wohl. Ich hatte in Aachen drei sehr schöne Kapitel in meiner langen Karriere und will jetzt etwas Neues beginnen. Ich habe lange genug gespielt und brauche das jetzt nicht mehr. Mit einem Höhepunkt wie dem Aufstieg aufzuhören, ist doch der beste Moment überhaupt. Besonders wenn wir Erster werden, schließlich wäre die Meisterschaft mein erster Titel im Profifußball. Ich weiß gar nicht, ob der Deutsche Fußball-Bund dafür einen Pokal hat. Es wäre sehr schlecht und ein großer Fehler, wenn dies nicht der Fall wäre."
Sowie "Aufstiegsfeier am Ostersonntag
Den letzten Schritt zum Aufstieg mußten die Aachener nicht einmal selbst machen. Bereits am Sonntag beförderte sie der 1. FC Saarbrücken mit seinem 1:0 (1:0) über Greuther Fürth in die Bundesliga, das Heimspiel am Ostermontag gegen den VfL Bochum (nach Redaktionsschluß) war für sie sportlich bedeutungslos. Trainer Dieter Hecking und Sportdirektor Jörg Schmadtke waren persönlich in Saarbrücken, eilten nach einem Zwischenstopp in Köln im Fernsehstudio des Westdeutschen Rundfunks zur Mannschaft.
Die stand im Mittelpunkt spontan ausbrechender Feierlichkeiten in der alten Kaiserstadt. Fans stürmten sogar das Cafe, in dem sie geschlossen die Übertragung aus Saarbrücken schaute. Mit Autokorsos, Hupkonzerten und einer großen Spontanparty am Marktplatz wurde bis in die frühen Morgenstunden die Rückkehr der Aachener gefeiert. "Wir wollen nicht einmal rauf und wieder runter. Wir möchten ein paar Jahre oben bleiben", sagte Hecking. Das erste Bundesliga-Intermezzo währte immerhin drei Jahre, die atypisch verliefen. In der Aufstiegssaison 1967/1968 solider Elfter, wurde die Alemannia."
Die Taz schreibt zu Erik Meijer: "
Aufstieg und Abgang: Erik Meijer, 36, Alemannia Aachens niederländischer Kapitän, beendet nach 18 Jahren seine Profikarriere. "Alemannia war der Höhepunkt", sagt er - trotz Ronaldo und Anfield Road
taz: Wie geht es Ihnen, Herr Meijer?
Erik Meijer: Danke, ja. Vor uns steht frischer Kaffee, lecker Kuchen. Da geht's mir gut.
Ich vermute einen Zwiespalt zwischen Aufstiegsfreude und Wehmut. Sie hören schließlich auf!
Ja, schon. Aber es ist ein sehr schöner Moment, um einen schönen Teil des Lebens zu beenden. Ich bin 36 Jahre alt, war 18 Jahre im Profifußball, also die Hälfte meines Lebens. Und da ist es überragend, wenn man mit dem letzten Verein noch einmal seine Künste zeigt und mit den Künsten in die höchste Liga aufsteigt. Ich bin in guter Balance. Traurig bin ich nicht. Ich habe die Entscheidung schon im August getroffen. Das war immer so: I did it my way.
Erik Meijer, ein Frank Sinatra des Fußballs.
Oh, der Mann hat gute Musik gemacht, und ich hoffe, dass ich dem Fußball auch etwas gegeben habe - auf meine Art.
... Haben Sie schon Bilanz des Fußballlebens gezogen?
Ach, da war so viel. In Eindhoven habe ich mit Ronaldo zusammen spielen dürfen, als der mit 17 zum PSV kam. Ich mach gerade eine DVD, da ist dabei: Flanke vom kleinen Ronaldo, Kopfballtor Erik Meijer, sehr schön. Mit Uerdingen hab ich noch Bundesliga gespielt - das können nicht mehr viele sagen heute. Danach Leverkusen: eine Superzeit, Champions League, Uefa-Cup, zweimal Zweiter.
Und die Nationalmannschaft?
Oh ja. Ein Spiel für Oranje. Ungeschlagen. 6:0 gegen San Marino. Ich hätte die Zahl gern verdoppelt, aber ich komme aus einem Land mit vielen guten Mittelstürmern. Aber vor allem waren da noch als wirkliches Geschenk die eineinhalb Jahre Liverpool, mein Lieblingsverein. Da war vorne auch viel Konkurrenz: Robbie Fowler, Emile Heskey, Michael Owen. Ich war achtmal in der Startelf, wir haben nie verloren. Nicht schlecht, oder? Liverpool ist die Hölle, wunderbar. Wenn ich heute irgendwo You'll never walk alone höre, gehen mir immer noch die Haare hoch. Und dann kamen noch HSV drei Jahre. Hamburg ist nach Rom die schönste Stadt, die ich kenne. Und als absoluter Höhepunkt: drei Jahre Alemannia Aachen. Besondere Jahre. Als ich hierher kam, hat Jörg Schmadtke gesagt, Geld gibt's hier nicht viel. Da hab ich gesagt, wenn ich jetzt noch nicht genug Kohle verdient hätte, ja, dann habe ich doch etwas falsch gemacht. Ich wollte Fußball spielen. Und hab einen Riesenspaß gehabt hier, viel erreicht, Pokalfinale, die Uefa-Pokalrunde. Andere Spieler sind hergekommen, weil ich hier war. Ein Schneeballsytem.
Tollster Moment war das Siegtor gegen die Bayern im Pokalviertelfinale 2004?
Das war der emotionalste Moment. Weil mein Vater, der mein größter Fan ist und immer im Stadion, zwei Tage vorher den Herzinfarkt hatte. Ich wusste dass er trotzdem im Krankenhaus den Fernseher anhat und der Motor noch was schneller schlägt. Am Abend vorher habe ich gesagt, wenn du nicht kommst, muss ich für dich das Siegtor machen. Und so kam es dann aus. Das war überwältigend. ..."
Zum Aufstieg steht dort "Aachen ist erstklassigAm 3. Mai ist es 36 Jahre her, dass Alemannia Aachen zum bisher letzten Mal in der ersten Fußball-Bundesliga auftrat. Nur 2.500 Zuschauer sahen das 3:2 gegen den MSV Duisburg am Aachener Tivoli - die Aachener hatten schon vor dem Spiel keine Chance mehr, die Klasse zu halten.
Seit Sonntagnachmittag steht fest, dass die Alemannia im kommenden Jahr wieder erstklassig spielen wird. Durch die 0:1-Niederlage des Konkurrenten Greuther Fürth in Saarbrücken wurde das Ergebnis des Spitzenspiels gegen den VfL Bochum bedeutungslos. Die Alemannia-Fans feierten sofort nach Spielschluss in der Innenstadt.
Aachens Kapitän Erik Meijer wird in der kommenden Saison nicht mehr im schwarz-gelben Trikot auflaufen. Nach 18 Jahren Karriere - unter anderem beim PSV Eindhoven, Bayer Uerdingen, Leverksuen, Hamburg und dem FC Liverpool - machen die Knochen nicht der 36-Jährigen mehr mit. Dem Verein bleibt Meijer trotzdem erhalten: Im Sommer wechselt der gelernte Mittelstürmer ins Management. TAZ 18.4.2006 taz NRW Leibesübungen 35 Zeilen, S. 3"
Im Kicker steht z.B. "... Die Aachener konnten schon am Sonntag feiern, obwohl sie noch gar nicht gespielt hatten. Ich freue mich, dass die Alemannia es nach 36 Jahren wieder geschafft hat, ganz oben mitspielen zu können, die beiden ersten Jahre meiner beruflichen Laufbahn habe ich in Aachen zugebracht. Ein Klub ganz eigener Prägung kehrt zurück in die Bundesliga, in manchem dem 1. FSV Mainz 05 ähnlich, zum Beispiel mit dem "Tivoli", einem kaum größeren Stadion. Der freilich verdient die Auszeichnung "altehrwürdig". Manager Jörg Schmadtke (einst Torhüter der Düsseldorfer Fortuna) und Trainer Dieter Hecking sind die "Triebfedern" des jetzigen Aufstiegs."
"Aufsteiger Alemannia Aachen muss das Abenteuer Bundesliga ohne zwei Identifikationsfiguren angehen. Nach dem Montagabendspiel gegen den VfL Bochum (0:2) verkündeten die beiden "Oldies" Erik Meijer und Willi Landgraf ihren Rücktritt vom Profi-Fußball zum Saisonende. "Ich habe mit Aachen in drei Jahren im Pokalfinale gestanden, im UEFA-Cup gespielt und bin aufgestiegen. Und nun ist ein guter Zeitpunkt, um zu sagen: Jungs, es war gut so, ich höre jetzt auf", sagte der Niederländer Meijer, der in seiner Karriere unter anderem für den FC Liverpool, Bayer Leverkusen, Bayer Uerdingen und den Hamburger SV spielte.
Auch Verteidiger Landgraf, mit 505 Einsätzen Rekordspieler der Zweiten Liga, will den Gang in die Beletage des deutschen Fußballs nicht antreten: "Ich bin der Meinung, das man auf dem höchsten Punkt aufhören soll. Deshalb werde ich meine Karriere nach dieser Saison beenden", versicherte Landgraf. Der 37-Jährige ließ aber im Folgesatz seine Zukunft noch offen: "Da ich verrückt bin in der Birne, ist alles möglich." Sogar einen Vereinswechsel will Landgraf nicht ausschließen. Lose Kontakte sollen zu Schalke 04 bestehen, wo er im Oberliga-Team spielen könnte. Auch über eine Einbindung der beiden Publikumslieblinge in anderer Funktion wird nachgedacht. Der Niederländer soll sogar eine entsprechende Option in seinem Vertrag haben. Auch Landgraf wäre einer solchen Lösung nicht abgeneigt: "Tief in meinem Herzen bin ich Aachener", sagte er.
Erik Meijer wechselte im Sommer 2003 vom Hamburger SV zu den Aachenern, für die er in 83 Zweitliga-Spielen 19 Tore erzielen konnte. Für Bayer Uerdingen, Bayer Leverkusen sowie den Hamburger SV lief der 36-Jährige insgesamt 174 Mal auf. Dabei gelangen ihm 38 Tore. Auch in England (FC Liverpool, Preston North End) war Meijer aktiv.
Willi Landgraf wechselte im Sommer 1999 an den Tivoli. Zuvor war er bereits für Rot-Weiss Essen, den FC Homburg sowie den FC Gütersloh 2000 aktiv. Seit Oktober 2004 ist Landgraf alleiniger Rekordspieler in der Zweiten Liga."
Nach dem am 30. Spieltag Alemannia als erstklassiges Team als 1. Aufsteiger in die 1. Fussball Bundesliga feststand hier noch ein Nachtrag;-)
Am 29.Spieltag wurde "Ebbe" zum 2. Mal in die Kickers Elf des Tages gewählt, zu der auch sein Gegenspieler, der Braunschweiger Torhüter Stuckmann gehört.
Der Verein hat eine wechselvolle Geschichte. Das liegt daran, dass die Mannschaft mal spielt, als ob sie den Fußball erfunden hat - und mal, als ob sie vergessen habe, was ein Ball und 22 Männer auf grünem Rasen eigentlich tun sollen. Nur die Fans, die sind immer ehrfürchtig in den Tivoli gepilgert: Ein Stadion, das seine Besucher nicht reiht, sondern stapelt. ...
Dass die Aachener jetzt wieder oben sind, liegt daran, dass sie längst oben hätten sein müssen. Viermal war die Mannschaft in der Vergangenheit knapp am Aufstieg gescheitert. Ja, sie stand schon im Ruf, gar nicht wirklich aufsteigen zu wollen. Das gilt nun nicht mehr. „Nach 36 Jahren Diaspora sehen wir jetzt wieder das Licht“, sagt Präsident Horst Heinrichs. „Jetzt können wir uns endlich wieder mit den Größten messen.“
Das sollen sie auch. Denn immerhin ist Aachen – wie auch St. Pauli schon – „Weltpokalsiegerbesieger.“ Die Öcher – wie man sich in der Kaiserstadt selbst nennt – haben 2004 die Bayern aus dem DFB-Pokal geschossen und konnten damals erst im Finale von Werder Bremen gestoppt werden.
Wo haben die Öcher die Bayern geschlagen? Natürlich auf dem Tivoli. Das ist jenes viel zu kleine Heimstadion an der Krefelder Straße, das trotz allen Fünfziger-Jahre-Charmes seine Besucher nicht reiht, sondern stapelt. ... Vor allem aber kam Erik Meijer. Zwar steht Aachen – vor allem wegen des knappen Geldes – seit langem schon im Ruf, eine Talentfindungsfabrik zu sein: Nationalspieler Torsten Frings etwa wurde hier entdeckt. Doch mit dem 2003 dazu gestoßenen, mittlerweile 36-jährigen Urgestein Meijer aus dem holländischen Meerssen, ein Mann, der schon beim Hamburger SV, dem FC Liverpool, Bayer Leverkusen und dem PSV Eindhoven gespielt hat, wandelte sich der Karnevalsverein zur Kampftruppe.
Meijer ist Moral am Ball. Er hat in Aachen seine Bestimmung gefunden, ein Fußballgreis, der sich, man möchte sagen: kollegial, mit seinem Trainer Hecking über Strategie und Aufstellung der Mannschaft berät. Wenn Meijer gut drauf ist, spielt er herzergreifend, wenn nicht, stellt er sich selbst nicht auf. Wenn´s dann aber doch brenzlig wird, lässt er sich einwechseln, um die nötigen Tore vorzubereiten oder selbst zu schießen. ...
Verortet man die Öcher im neuen Bundesliga-Umfeld, dann stehen sie irgendwo zwischen Mainz und Mitaufsteiger Bochum. Mit Mainz teilen sie das Karnevaleske. Karneval heißt hier Fastelovend und der Ruf lautet: Oche Alaaf! Es gibt einerseits überraschend gute Leistungen, zu denen sie unerwartet fähig sind. Und es gibt aber auch den Dauerflirt mit dem Abgrund.
Denn Aachen kann so und so spielen – aber kaum mittelmäßig. Legendär etwa ist, dass es die Aachener vor 36 Jahren geschafft haben, als Vizemeister aus der 1. Liga abzusteigen. Insofern ist der Verein sich treu geblieben: Man darf auf hohes Überraschungspotential gespannt sein. ... Der Verein hat sich den Aufstieg redlich verdient."
Die Welt schreibt: "... Meijer: Wir haben bundesweit durch das Erreichen des Pokalfinals 2004 und unsere folgenden Auftritte im Uefa-Cup Sympathien gewonnen. In Europa haben wir ja eine richtige Serie hingelegt, das hat Eindruck gemacht. Wir bekommen immer mehr Fanpost aus dem ganzen Land, auswärts sieht man immer mehr schwarz-gelbe Schals. Auch bei den Spielern aus anderen Mannschaften ist der Respekt gewachsen, sehr viele gönnen uns den Aufstieg.
Welt: Worauf kann sich die Bundesliga freuen?
Meijer: Wir bringen der Bundesliga den Fußball zurück, wie er früher einmal war und wie ihn sich viele wünschen. Die meisten Anhänger und auch die meisten Spieler mögen den englischen Fußball. Sie mögen, wie es dort zur Sache geht, die Nähe der Fans und die fantastische Stimmung in den Stadien. Der Tivoli ist ein englisches Stadion auf deutschem Boden. Man kann den Rasen riechen, die Spieler fast anfassen und bekommt für nur acht Euro einen unüberdachten Stehplatz hinter dem Tor. Für jeden Fußballfan ist ein Spiel auf dem Tivoli ein Leckerbissen.
Welt: Auch für die Gegner sind die Spiele in dem 1928 errichteten Stadion ein Erlebnis der besonderen Art. Selbst die Bayern haben 2004 bei Ihnen im DFB-Pokal verloren. ... Welt: Die Alemannia plant mit nur 20 Millionen Euro.
Meijer: Wir haben sehr beschränkte finanzielle Mittel, also müssen wir unsere Stärke aus anderen Bereichen ziehen. Einer ist der Zusammenhalt in der Mannschaft, wir sind eine echte Einheit.
Welt: Die auch aus Gescheiterten besteht. Viele Leistungsträger wie Ebbers, Pinto oder Schlaudraff sind bei ihren ersten Bundesligaengagements durchgefallen.
Meijer: Richtig, wir haben einige Jungs aufgefangen, die es bei ihren Vereinen nicht geschafft haben. Sie werden es aber jetzt tun, weil sie reifer und stärker sind als damals. Sie sind gewachsen, weil Trainer Dieter Hecking und Manager Jörg Schmadtke ihnen das Vertrauen geschenkt haben. Ihnen gilt viel Dank.
Welt: Hecking hätte Sie gern auch in der Bundesliga noch als Spieler. Sie können doch jetzt nach dem Aufstieg nicht allen Ernstes aufhören.
Meijer: Das kann ich sehr wohl. Ich hatte in Aachen drei sehr schöne Kapitel in meiner langen Karriere und will jetzt etwas Neues beginnen. Ich habe lange genug gespielt und brauche das jetzt nicht mehr. Mit einem Höhepunkt wie dem Aufstieg aufzuhören, ist doch der beste Moment überhaupt. Besonders wenn wir Erster werden, schließlich wäre die Meisterschaft mein erster Titel im Profifußball. Ich weiß gar nicht, ob der Deutsche Fußball-Bund dafür einen Pokal hat. Es wäre sehr schlecht und ein großer Fehler, wenn dies nicht der Fall wäre."
Sowie "Aufstiegsfeier am Ostersonntag
Den letzten Schritt zum Aufstieg mußten die Aachener nicht einmal selbst machen. Bereits am Sonntag beförderte sie der 1. FC Saarbrücken mit seinem 1:0 (1:0) über Greuther Fürth in die Bundesliga, das Heimspiel am Ostermontag gegen den VfL Bochum (nach Redaktionsschluß) war für sie sportlich bedeutungslos. Trainer Dieter Hecking und Sportdirektor Jörg Schmadtke waren persönlich in Saarbrücken, eilten nach einem Zwischenstopp in Köln im Fernsehstudio des Westdeutschen Rundfunks zur Mannschaft.
Die stand im Mittelpunkt spontan ausbrechender Feierlichkeiten in der alten Kaiserstadt. Fans stürmten sogar das Cafe, in dem sie geschlossen die Übertragung aus Saarbrücken schaute. Mit Autokorsos, Hupkonzerten und einer großen Spontanparty am Marktplatz wurde bis in die frühen Morgenstunden die Rückkehr der Aachener gefeiert. "Wir wollen nicht einmal rauf und wieder runter. Wir möchten ein paar Jahre oben bleiben", sagte Hecking. Das erste Bundesliga-Intermezzo währte immerhin drei Jahre, die atypisch verliefen. In der Aufstiegssaison 1967/1968 solider Elfter, wurde die Alemannia."
Die Taz schreibt zu Erik Meijer: "
Aufstieg und Abgang: Erik Meijer, 36, Alemannia Aachens niederländischer Kapitän, beendet nach 18 Jahren seine Profikarriere. "Alemannia war der Höhepunkt", sagt er - trotz Ronaldo und Anfield Road
taz: Wie geht es Ihnen, Herr Meijer?
Erik Meijer: Danke, ja. Vor uns steht frischer Kaffee, lecker Kuchen. Da geht's mir gut.
Ich vermute einen Zwiespalt zwischen Aufstiegsfreude und Wehmut. Sie hören schließlich auf!
Ja, schon. Aber es ist ein sehr schöner Moment, um einen schönen Teil des Lebens zu beenden. Ich bin 36 Jahre alt, war 18 Jahre im Profifußball, also die Hälfte meines Lebens. Und da ist es überragend, wenn man mit dem letzten Verein noch einmal seine Künste zeigt und mit den Künsten in die höchste Liga aufsteigt. Ich bin in guter Balance. Traurig bin ich nicht. Ich habe die Entscheidung schon im August getroffen. Das war immer so: I did it my way.
Erik Meijer, ein Frank Sinatra des Fußballs.
Oh, der Mann hat gute Musik gemacht, und ich hoffe, dass ich dem Fußball auch etwas gegeben habe - auf meine Art.
... Haben Sie schon Bilanz des Fußballlebens gezogen?
Ach, da war so viel. In Eindhoven habe ich mit Ronaldo zusammen spielen dürfen, als der mit 17 zum PSV kam. Ich mach gerade eine DVD, da ist dabei: Flanke vom kleinen Ronaldo, Kopfballtor Erik Meijer, sehr schön. Mit Uerdingen hab ich noch Bundesliga gespielt - das können nicht mehr viele sagen heute. Danach Leverkusen: eine Superzeit, Champions League, Uefa-Cup, zweimal Zweiter.
Und die Nationalmannschaft?
Oh ja. Ein Spiel für Oranje. Ungeschlagen. 6:0 gegen San Marino. Ich hätte die Zahl gern verdoppelt, aber ich komme aus einem Land mit vielen guten Mittelstürmern. Aber vor allem waren da noch als wirkliches Geschenk die eineinhalb Jahre Liverpool, mein Lieblingsverein. Da war vorne auch viel Konkurrenz: Robbie Fowler, Emile Heskey, Michael Owen. Ich war achtmal in der Startelf, wir haben nie verloren. Nicht schlecht, oder? Liverpool ist die Hölle, wunderbar. Wenn ich heute irgendwo You'll never walk alone höre, gehen mir immer noch die Haare hoch. Und dann kamen noch HSV drei Jahre. Hamburg ist nach Rom die schönste Stadt, die ich kenne. Und als absoluter Höhepunkt: drei Jahre Alemannia Aachen. Besondere Jahre. Als ich hierher kam, hat Jörg Schmadtke gesagt, Geld gibt's hier nicht viel. Da hab ich gesagt, wenn ich jetzt noch nicht genug Kohle verdient hätte, ja, dann habe ich doch etwas falsch gemacht. Ich wollte Fußball spielen. Und hab einen Riesenspaß gehabt hier, viel erreicht, Pokalfinale, die Uefa-Pokalrunde. Andere Spieler sind hergekommen, weil ich hier war. Ein Schneeballsytem.
Tollster Moment war das Siegtor gegen die Bayern im Pokalviertelfinale 2004?
Das war der emotionalste Moment. Weil mein Vater, der mein größter Fan ist und immer im Stadion, zwei Tage vorher den Herzinfarkt hatte. Ich wusste dass er trotzdem im Krankenhaus den Fernseher anhat und der Motor noch was schneller schlägt. Am Abend vorher habe ich gesagt, wenn du nicht kommst, muss ich für dich das Siegtor machen. Und so kam es dann aus. Das war überwältigend. ..."
Zum Aufstieg steht dort "Aachen ist erstklassigAm 3. Mai ist es 36 Jahre her, dass Alemannia Aachen zum bisher letzten Mal in der ersten Fußball-Bundesliga auftrat. Nur 2.500 Zuschauer sahen das 3:2 gegen den MSV Duisburg am Aachener Tivoli - die Aachener hatten schon vor dem Spiel keine Chance mehr, die Klasse zu halten.
Seit Sonntagnachmittag steht fest, dass die Alemannia im kommenden Jahr wieder erstklassig spielen wird. Durch die 0:1-Niederlage des Konkurrenten Greuther Fürth in Saarbrücken wurde das Ergebnis des Spitzenspiels gegen den VfL Bochum bedeutungslos. Die Alemannia-Fans feierten sofort nach Spielschluss in der Innenstadt.
Aachens Kapitän Erik Meijer wird in der kommenden Saison nicht mehr im schwarz-gelben Trikot auflaufen. Nach 18 Jahren Karriere - unter anderem beim PSV Eindhoven, Bayer Uerdingen, Leverksuen, Hamburg und dem FC Liverpool - machen die Knochen nicht der 36-Jährigen mehr mit. Dem Verein bleibt Meijer trotzdem erhalten: Im Sommer wechselt der gelernte Mittelstürmer ins Management. TAZ 18.4.2006 taz NRW Leibesübungen 35 Zeilen, S. 3"
Im Kicker steht z.B. "... Die Aachener konnten schon am Sonntag feiern, obwohl sie noch gar nicht gespielt hatten. Ich freue mich, dass die Alemannia es nach 36 Jahren wieder geschafft hat, ganz oben mitspielen zu können, die beiden ersten Jahre meiner beruflichen Laufbahn habe ich in Aachen zugebracht. Ein Klub ganz eigener Prägung kehrt zurück in die Bundesliga, in manchem dem 1. FSV Mainz 05 ähnlich, zum Beispiel mit dem "Tivoli", einem kaum größeren Stadion. Der freilich verdient die Auszeichnung "altehrwürdig". Manager Jörg Schmadtke (einst Torhüter der Düsseldorfer Fortuna) und Trainer Dieter Hecking sind die "Triebfedern" des jetzigen Aufstiegs."
"Aufsteiger Alemannia Aachen muss das Abenteuer Bundesliga ohne zwei Identifikationsfiguren angehen. Nach dem Montagabendspiel gegen den VfL Bochum (0:2) verkündeten die beiden "Oldies" Erik Meijer und Willi Landgraf ihren Rücktritt vom Profi-Fußball zum Saisonende. "Ich habe mit Aachen in drei Jahren im Pokalfinale gestanden, im UEFA-Cup gespielt und bin aufgestiegen. Und nun ist ein guter Zeitpunkt, um zu sagen: Jungs, es war gut so, ich höre jetzt auf", sagte der Niederländer Meijer, der in seiner Karriere unter anderem für den FC Liverpool, Bayer Leverkusen, Bayer Uerdingen und den Hamburger SV spielte.
Auch Verteidiger Landgraf, mit 505 Einsätzen Rekordspieler der Zweiten Liga, will den Gang in die Beletage des deutschen Fußballs nicht antreten: "Ich bin der Meinung, das man auf dem höchsten Punkt aufhören soll. Deshalb werde ich meine Karriere nach dieser Saison beenden", versicherte Landgraf. Der 37-Jährige ließ aber im Folgesatz seine Zukunft noch offen: "Da ich verrückt bin in der Birne, ist alles möglich." Sogar einen Vereinswechsel will Landgraf nicht ausschließen. Lose Kontakte sollen zu Schalke 04 bestehen, wo er im Oberliga-Team spielen könnte. Auch über eine Einbindung der beiden Publikumslieblinge in anderer Funktion wird nachgedacht. Der Niederländer soll sogar eine entsprechende Option in seinem Vertrag haben. Auch Landgraf wäre einer solchen Lösung nicht abgeneigt: "Tief in meinem Herzen bin ich Aachener", sagte er.
Erik Meijer wechselte im Sommer 2003 vom Hamburger SV zu den Aachenern, für die er in 83 Zweitliga-Spielen 19 Tore erzielen konnte. Für Bayer Uerdingen, Bayer Leverkusen sowie den Hamburger SV lief der 36-Jährige insgesamt 174 Mal auf. Dabei gelangen ihm 38 Tore. Auch in England (FC Liverpool, Preston North End) war Meijer aktiv.
Willi Landgraf wechselte im Sommer 1999 an den Tivoli. Zuvor war er bereits für Rot-Weiss Essen, den FC Homburg sowie den FC Gütersloh 2000 aktiv. Seit Oktober 2004 ist Landgraf alleiniger Rekordspieler in der Zweiten Liga."
Nach dem am 30. Spieltag Alemannia als erstklassiges Team als 1. Aufsteiger in die 1. Fussball Bundesliga feststand hier noch ein Nachtrag;-)
Am 29.Spieltag wurde "Ebbe" zum 2. Mal in die Kickers Elf des Tages gewählt, zu der auch sein Gegenspieler, der Braunschweiger Torhüter Stuckmann gehört.
Basina - 18. Apr, 20:38
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